Bodenlehrpfad Stadtwald Ehrenfriedersdorf
Herzlich Willkommen auf dem Bodenlehrpfad im Stadtwald Ehrenfriedersdorf. Die hier befindlichen Greifensteine sind ein beliebtes Ausflugs- und Freizeitziel. Die unter Schutz stehenden Felsformationen aus Granit sowie die Aufführungen der Natursteinbühne Greifensteine ziehen jährlich tausende Besucher an.
Der im Jahr 2010 angelegte fünf Kilometer lange Rundweg begleitet Sie durch eine vielgestaltige alte Bergbaufolgelandschaft. Seifen, Schüttkegel, Halden und Schürflöcher erzählen von der Nutzungsgeschichte an den zehn Standorten. Die insgesamt acht Bodenprofile zeigen das typische und breite Bodenspektrum des Gebietes. Der Lehrpfad verläuft auf gut begehbaren Waldwegen.
Für die Kinder besteht die Möglichkeit, ein Bodenquiz in zwei Schwierigkeitsvarianten durchzuführen. Wurde das Rätsel richtig gelöst, gibt es an der Touristinformation Greifensteine eine kleine Überraschung.
Sie können das Quiz bereits vorab ausdrucken oder am Startpunkt der Infobox entnehmen.
- Bodenquiz - die leichte Variante (*.pdf, 0,27 MB)
- Bodenquiz - die schwierige Variante (*.pdf, 0,34 MB)
- Flyer zum Bodenlehrpfad Stadtwald Ehrenfriedersdorf
Landschaftlicher Überblick
Der Bodenlehrpfad befindet sich auf einer Höhe von 731 Meter auf einer ausgedehnten Hochfläche der oberen mittleren Lage des Mittelerzgebirges. Hier herrscht eine mittlere Jahrestemperatur von ca. 5,5 Grad Celsius. Mit über 1.000 Millimeter Niederschlag pro Jahr befinden wir uns hier in einem LUV-Gebiet. Im Winter liegen die Schneehöhen zwischen 50 Zentimeter und einem Meter.
Geologie und Bergbau
Die hier befindlichen Grundgesteine sind Glimmerschiefer, Gneis, Phyllit und Granit. Dabei ist der Granit zentral im Greifensteingebiet zu finden und bildet den höchsten Teil, die Greifensteine. Die geologische Entstehung begann vor 300 Millionen Jahren. Während der variskischen Gebirgsbildung stieg Magma in den Verwerfungen auf und erkaltete unterhalb der Erdoberfläche. Im Zuge der Hebung der Pultscholle stieg der Granitstock mit auf. Die darüber liegenden Gesteinsschichten erodierten, bis der härtere Granit freigelegt wurde. Die hier typische Wollsackverwitterung der Greifensteine wurde durch chemische und thermische Verwitterung verursacht.
Durch die Auswaschung und anschließende Rekristallisierung entstanden die Erzlagerstätten. Es sind insgesamt 50 verschiedene Minerale und 10 Varietäten bekannt. Hier finden sich bedeutende Zinnerzlagerstätten, von denen zwei Abbaufelder am Standort sieben und Standort acht zu sehen sind. Das Gebiet ist geprägt durch den Altbergbau. Das Landschaftsbild reicht von Seifen, Schüttkegel und Halden bis hin zu Schürflöchern. Die Gefahr durch Stolleneinbrüche und Rutschungen ist durch Hinweisschilder erkennbar. Zunächst wurden die Erze im späten Mittelalter in oberflächennahen Erzgängen abgebaut. Später nutzte man Schächte und Stollen zur Erzgewinnung. Die Felsmassive der Greifensteine unterlagen vom späten Mittelalter bis Anfang des 20. Jahrhunderts der Steinbruchnutzung. Daher sind von den ehemals 13 Granitmassiven nur noch 7 Felsmassive mit bis zu einer Höhe von 30 Metern erhalten.
Boden
Wir befinden uns hier im Grenzbereich der Bodenlandschaften »Erzgebirgsnordabdachung« und »Westlicher Erzgebirgsnordrand«. Durch die Exponiertheit des Gebietes ist jedoch eine Zuordnung zur Bodenlandschaft »Obere Lagen und Kamm des Erzgebirges« vorhanden. Vorherrschend sind dabei Podsole und Pseudogleye sowie Moore. Braunerden sind selten.
Bodenprofil
Wird der Boden aufgegraben, wird ein Bodenprofil sichtbar. Jedes Bodenprofil weist unterschiedliche Farben, Bodenarten und Lagerungsverhältnisse auf. Es ist das Gesicht des Bodens. Verschiedene Einflüsse prägen das Aussehen der Böden und zeigen die Entwicklungsgeschichte auf. Eine waagerechte Schicht mit einheitlichen Eigenschaften und einer bestimmten Entwicklung heißt Horizont. Jeder Horizont wird mit großen und kleinen Buchstaben gekennzeichnet. Das »A« im Bodenprofil steht für den Oberboden, welcher meist dunkelgefärbt ist und Wurzeln, Humus und Bodenlebewesen beinhaltet. Das »B« steht für den Unterboden, der bräunlich gefärbt ist, nur wenige Wurzeln enthält und meist humusfrei. Das »C« steht für das Ausgangsgestein. Die Kleinbuchstaben beschreiben die ablaufenden Prozesse in den Horizonten. So steht »v« für Verbraunung oder »h« für humos.
Böden mit ähnlicher Entwicklungsgeschichte (vertikaler Abfolge der Horizonte), ähnlichem Wasserhaushalt und ähnlichen Eigenschaften werden zu Bodentypen zusammengefasst.
Blick zur Tafel
Hier befinden wir uns am Fuß der Greifensteine auf granitischem Blockschutt. Auf Laub, Ästen und Zweigen wurzeln vermehrt Gräser, Farne und junge Bäume.
Das hier befindliche Bodenprofil zeigt einen Skeletthumusboden aus Granit. Dieser entsteht, wenn festes Gestein verwittert und zerkleinert wird, damit seine Struktur ändert und sich eine erste Bodenschicht bildet. Erste Pflanzen siedeln sich an, sterben ab und werden von Mikroorganismen zersetzt. Dabei entsteht Humus, der sich an der Bodenoberfläche anreichert.
Bodenentstehung
Eine Handvoll Boden war vor Millionen von Jahren noch festes Gestein. Dieses Gestein unterlag der physikalischen und chemischen Verwitterung durch Regen, Wind und starke Temperaturunterschiede (v.a. Frostsprengung im Winter). Es wurde dabei zerkleinert, sodass aus groben Steinen feinste Körner entstanden. Nach und nach konnten sich erste Pflanzen ansiedeln. Abgestorbenes Blatt- und Pflanzenmaterial lagerte sich an der Oberfläche ab und wurde durch Mikroorganismen zersetzt. Das Zersetzungsprodukt wird Humus genannt. Dieser reichert sich an der Bodenoberfläche an und wird dann durch Bodenlebewesen in tiefere Bodenschichten eingearbeitet. Mit fortschreitender Verwitterung verbesserten sich die Bedingungen für Pflanzen und Tiere, da die Mächtigkeit des Bodens zunahm, dadurch mehr Nährstoffe verfügbar waren und größere Wassermengen für die Pflanzen gespeichert werden konnten. Aus unfruchtbarem Gestein entstand im Laufe von Millionen Jahren Boden, das belebte Umwandlungsprodukt von Gestein. Boden ist ein Gemisch aus zerkleinertem Gesteinsmaterial unterschiedlicher Korngrößen (Sand, Schluff, Ton), Humus und Bodenlebewesen.
Blick zur Tafel
Bei dem Bodenprofil handelt es sich um einen Podsol aus Granit. An diesem Standort gibt es einen Fichtenbestand.
Was ist ein Podsol und wie entsteht der Podsol?
Ein Podsol, auch Bleicherde genannt, entsteht aus nährstoffarmem, saurem Gestein. Voraussetzung für seine Bildung sind beispielsweise hohe Niederschläge, kühle Temperaturen und grobkörnige, durchlässige Bodenschichten. Begünstigt wird die Entstehung durch Vegetation mit saurer Nadelstreu, hier die Fichte, die schwer zersetzbar ist und die Bildung einer mächtigen Humusauflage fördert. Granit bildet das Ausgangsgestein. Auf Grund der sauren Bedingungen bildet sich eine dicke Schicht aus Streu und Pflanzenresten, welche fast unvermischt auf dem Boden aufliegt. Diese Schicht ist ein rohhumusartiger Moder, eine Form des Humus. Dieser weist den L- und Of- und Oh- Horizont auf, welche scharf voneinander abgrenzbar sind. Ein deutlicher Zerfall in die einzelnen Horizonte findet noch nicht selbstständig statt. Er fördert die Entstehung von organischen Säuren. Die Säuren lösen das im Boden vorhandene Eisen und Huminstoffe, welche in den Unterboden ausgewaschen werden. Zurück bleibt an dieser Stelle eine helle Schicht, der Bleichhorizont in 10 bis 15 Zentimeter Tiefe. Im Unterboden reichern sich die ausgewaschenen Stoffe an, erkennbar am rostbraunen Horizont unterhalb des Bleichorizontes. Charakteristisch für einen Podsol ist seine Nährstoffarmut, seine schlechte Wasserspeicherung und kaum vorhandene Bodenlebewesen durch die sauren Bedingungen vor Ort.
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Ein reiner Douglasienbestand prägt die Vegetation am Standort. Hier wird das »Gold« des Waldes geerntet, die Zapfen der Douglasien mit den darin enthaltenen Samen. 40 bis 50 Kilogramm Zapfen können von einem Baum geerntet werden. Für 10 Kilogramm Samen wird eine Tonne Zapfen benötigt, aus denen dann 400.000 Pflanzen gezogen werden können.
Was ist Verbraunung?
Das hier befindliche Bodenprofil ist eine podsolige (lehmige) Braunerde aus Glimmerschiefer. Der Name weist auf die Erscheinung und Entwicklung hin. Namensgebend ist der bodenbildende Prozess der Verbraunung. Es kommt zur Freisetzung von Eisenverbindungen. Kurz, es bildet sich Rost. Dadurch erhält der Boden seinen charakteristischen braunen B-Horizont. Die Verlehmung ist ein weiterer wichtiger Prozess. Dabei werden durch Verwitterung aus gröberen Mineralen relativ kleine Tonminerale neu gebildet. Das Bodenmaterial wird dadurch immer feinkörniger und lehmiger. Die hohen Niederschläge, das Nadelstreu der Douglasien und Stickstoffeinträge aus der Luft führen zur fortschreitenden Versauerung des Bodens. Dies ist als beginnende Podsolierung sichtbar.
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Das Bodenprofil zeigt einen Braunerde-Podsol aus Glimmerschiefer. Roteichen bilden den Baumbestand.
Wie aus Blättern Humus wird!
Laub und Zweige, die absterben und zu Boden fallen, sind nach einiger Zeit nicht mehr sichtbar. Dabei handelt es sich nicht um Zauberei, welche die Blätter und Streu verschwinden lässt. Bodenlebewesen zerkleinern und zersetzen das Material zu sogenanntem Humus. Humus ist das gesamte im Boden enthaltene tote pflanzliche und tierische Material in verschiedenen Zersetzungsstadien und bildet die organische Auflage über dem Oberboden. Durch Bodenlebewesen wird der Humus in den Boden eingearbeitet, teils auch durch Regenwasser in den Mineralboden eingewaschen. Dort wird er durch Bodenlebewesen weiter abgebaut, sodass die enthaltenen Nährstoffe den Pflanzen wieder zur Ernährung zur Verfügung stehen.
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Hier ist eine Pseudogley-Braunerde aus Lösslehm zu sehen. Nachdem dieser Standort früher auf Grund seiner mächtigen Lösslehmdecke ackerbaulich genutzt wurde, steht heute ein Mischwald aus Buche und Lärche darauf.
Entstehung von Löss
Löss ist ein vom Wind transportiertes äolisches Sediment der letzten Eiszeit. Über die vegetationsarme bzw. vegetationslose Landschaft der Eiszeiten wehte Wind, welcher das vorhandene feinkörnige Bodenmaterial aufnahm und über weite Strecken transportierte, ehe es sich großflächig im Bereich der Flach- und Hügelländer ablagerte. Durch seine guten chemischen und physikalischen Eigenschaften werden Lössbereiche gern landwirtschaftlich genutzt. Auch in diesem Bereich wurde einst Landwirtschaft betrieben.
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Dieser Hanggley-Pseudogley aus Lösslehm war ursprünglich mit einem Fichtenwald bedeckt. Der Orkan Kyrill führte hier zu einem großflächigen Windwurf. Durch den staunassen Boden wurzelten die Fichten hier besonders flach und fanden schlechten Halt. Die hier wachsenden Lärchen hielten als Tiefwurzler den enormen Windgeschwindigkeiten stand.
Entstehung des Hanggley-Pseudogley
Der Boden ist hier sehr stark vom Stauwasser geprägt. Zusätzlich kommt es bei längeren Feuchteperioden zu hangabwärts austretendem Grundwasser. In Abhängigkeit von der Jahreszeit besteht ein ständiger Wechsel aus Vernässung und Austrocknung. Das Stauwasser führt im Oberboden zur Bleichung des Bodens. Während der Trockenperiode verschwindet die Staunässe und die gelösten Eisen- und Manganverbindungen werden ausgefällt. Durch die Ausfällung der gelösten Eisen- und Mangan-Verbindungen ergibt sich das typische rostig-grau gefleckte Muster.
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Der hier befindliche Bodentyp ist gekennzeichnet durch einen hohen Anteil an Lockergesteinen und ist ein podsoliger Regosol aus verkipptem Glimmerschiefer. Regosole sind sehr junge Böden, deren Bodenentwicklung noch sehr lange andauert. Hier wurde die Bodenbildung durch Umlagerung von Bodenmaterial gestört und ihre Entwicklung verändert. Die auf den Schutthalden stehenden Fichten wachsen nur sehr langsam. Sie zeichnen sich durch eine sehr gute Qualität des Holzes durch seine hohe Festigkeit aus.
Entstehung und Nutzung
Auffallend sind die hier im Relief wallartigen Aufschüttungen, welche Überreste des Bergbaus sind. Es ist der Abtrag des ursprünglichen Bodens zur Zinnerzgewinnung. Dieses abgetragene Erdreich wurde gewaschen und zu Wällen, den sogenannten Raithalden, aufgeschüttet.
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Was wären wir ohne Boden?
Boden ist ein einmaliger und unentbehrlicher Teil unseres Ökosystems. Er erfüllt zahlreiche Funktionen und trotz seiner großen Bedeutung wird häufig seine Schutzbedürftigkeit vergessen.
Der Boden unterliegt einer mannigfaltigen direkten und indirekten Nutzung.
Natürliche Funktionen
- Lebensraumfunktion für Menschen, Tiere, Pflanzen und Bodenorganismen
- Bestandteil des Naturhaushalts mit seinen Wasser- und Nährstoffkreisläufen
- Abbau-, Ausgleichs- und Aufbaumedium für stoffliche Einwirkungen auf Grund der Filter-, Puffer- und Stoffumwandlungseigenschaften, insbesondere zum Schutz des Grundwassers
- Rohstofflagerstätte
- Funktion als Archiv der Natur – und Kulturgeschichte
Nutzungsfunktionen
- Fläche für Siedlung und Erholung
- Standort für land- und forstwirtschaftliche Nutzung
- Standort für sonstige wirtschaftliche und öffentliche Nutzungen, Verkehr, Ver- und Entsorgung
Gefahren für den Boden
- Bodenverbrauch und Bodenversiegelung, z. B. durch Überbauung
- Bodenverdichtung als Folge mechanischer Belastung, z. B. Einsatz landwirtschaftlicher Geräte
- Versauerung, z. B. durch Düngung
- Verunreinigung mit Schadstoffen, z. B. illegale Abfallentsorgung
- Wind- bzw. Wassererosion, z. B. Starkniederschläge
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Das Bodenprofil zeigt einen Skeletthumusboden über Eisenpodsol aus verkippten metamorphen Gesteinen, in dem sichtbar ist, dass dem Eisenpodsol ab ca. 60 cm Tiefe ein Skeletthumusboden aufliegt. Der Boden ist gekennzeichnet durch sehr große Bestandteile, in dessen Hohlräumen Humus zu finden ist. Dieses Material wurde hier abgelagert. Darunter befindet sich der typische Podsol.
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Kontakt
Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie
Referat 42: Boden, Altlasten
Peggy Kahl
Telefon: 0351 8928-4202
E-Mail: Peggy.Kahl@smekul.sachsen.de
Webseite: http://www.lfulg.sachsen.de