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Bodentemperatur

Die Bodentemperatur ist ein wesentlicher Faktor für biologische, chemische und physikalische Prozesse im Boden. Sie wird vor allem durch den Strahlungshaushalt und die Lufttemperatur beeinflusst. Deshalb unterliegt sie im Tages- und Jahresverlauf natürlichen Schwankungen. Je tiefer im Boden die Temperatur gemessen wird, desto geringer sind diese Schwankungen.

Einen starken Einfluss auf den Wärmehaushalt des Bodens haben außerdem der Bewuchs, die Bodenart (Körnung) sowie der Wasser- und Luftgehalt des Bodens. Diese Größen bestimmen, wie gut Wärme im Boden gespeichert und weitergeleitet werden kann.

Entwicklung der Bodentemperaturen an den Boden-Dauerbeobachtungsflächen in Sachsen

Die Bodentemperaturen werden an vier Intensivmessflächen der Boden‑Dauerbeobachtung (BDF II) des LfULG kontinuierlich gemessen:

  • BDF II Hilbersdorf: Braunerde aus Lösslehm über Gneis (Östlicher Erzgebirgsnordrand)
  • BDF II Köllitsch:     Vega aus Auensediment (Elbaue Nordsachsen)
  • BDF II Schmorren: Parabraunerde-Tschernosem aus Lösslehm (Mittelsächsisches Lösshügelland)
  • BDF II Lippen:        Regosol aus Kippsand (Senftenberger Heide- und Seengebiet)

Zudem werden die Bodentemperaturen in Sachsen im Messnetz der Agrarmeteorologischen Stationen (AMS) und an den Stationen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) erfasst.

Aktuelle Messwerte zur Bodentemperatur

Für das aktuell laufende Jahr 2024 wurden bisher insgesamt wärmere Bodentemperaturen im Vergleich zu den langjährigen Mittelwerten der BDF-II-Stationen beobachtet. Die mittleren Bodentemperaturen in der jeweils oberen Messtiefe sind in Abbildung 1 für die einzelnen Jahreszeiten im Vergleich mit den langjährigen Mittelwerten dargestellt:

Das Bild zeigt Bodentemperaturen.
Abb. 1: Bodentemperaturen an den BDF-II-Stationen (Messtiefe: 40 cm in Hilbersdorf, Köllitsch und Lippen, 65 cm in Schmorren) in 2023 (hellblau), 2024 (dunkelblau) und als langjähriger Mittelwert des jeweiligen Messzeitraums nach Tabelle 1 (Querbalken). An der BDF II Köllitsch basieren die langjährigen Mittelwerte auf Messdaten der Agrarmeteorologischen Station Köllitsch (Messtiefe: 20 cm) aufgrund der kurzen Messreihe der BDF II.   © LfULG, Referat 42

Winter 2024

Im letzten Winter (Dezember 2023 bis Februar 2024) lagen die Lufttemperaturen an den BDF-II-Stationen durchschnittlich 2,6 °C über den langjährigen Mittelwerten. Die Temperaturen im Boden zeigten ebenfalls einen wärmeren Winter im Vergleich zu den Mittelwerten an, jedoch mit etwa 1,1 °C Überschreitung weniger stark ausgeprägt (Abb. 1).

Frühjahr 2024

Die Bodentemperaturen im Frühjahr (März bis Mai 2024) fielen an den BDF II etwa 2 °C wärmer aus als die Frühjahreswerte seit Messbeginn. Diese warmen Bodenverhältnisse waren bis in tiefe Bodenschichten von 140 cm Tiefe zu beobachten. Die erhöhten Frühjahreswerte der Lufttemperaturen und der zu dieser Jahreszeit noch spärliche Bewuchs begünstigten die tiefgründige Erwärmung der Böden.

Sommer 2024

An den BDF II Schmorren und Lippen waren auch im Sommer etwa 1 °C überdurchschnittliche Temperaturen in allen Bodentiefen zu verzeichnen. Dagegen lagen die Werte an den BDF II Hilbersdorf und Köllitsch im Bereich der langjährigen Mittelwerte und für Köllitsch ebenfalls im Bereich der Werte der längeren Messreihe der Agrarmeteorologischen Station Köllitsch (Abb. 1, Tab. 1). An der BDF II Köllitsch wirkte sich vermutlich der in den warmen Monaten Juli und August bereits dichte Bewuchs mit Mais günstig aus, so dass sich der Boden weniger stark erhitzte. In Hilbersdorf traten insbesondere im Juni noch kühlere Bodentemperaturen auf. Die Temperaturen stiegen hier erst im August deutlich an, was sich jedoch insgesamt weniger stark auf den Sommermittelwert auswirkte.

Herbst 2024

Im Herbst setzten sich die überdurchschnittlichen Bodentemperaturen fort (Tab.1). In Hilbersdorf, Schmorren und Lippen waren die Böden 1,4–1,6 °C wärmer als im langjährigen Herbstmittel. In Köllitsch lagen die Bodentemperaturen nur leicht über dem Durchschnitt.

Tab. 1: Boden- und Lufttemperaturen (in °C) der BDF-II-Stationen als langjährige Mittelwerte seit Messbeginn sowie für das Jahr 2023 und für die letzte abgeschlossene Jahreszeit in 2024.
BDF II Messzeitraum Jahresmittel der Lufttemperatur Messtiefe im Boden (cm) Jahresmittel Bodentemperatur Herbstmittel Lufttemperatur
        seit Messbeginn 2023 seit Messbeginn 2024
Hilbersdorf 1996-2024 8,9 40 9,3 10,1 10,5 11,9
      80 9,5 9,9 11,5 12,4
Köllitsch 2016-2024 10,2* 40 11,4 11,3 11,9 12,2
      55 11,4 11,2 12,2 12,9
      100 11,5 11,4 13,2 13,8
      140 11,5 11,4 14,6 14,2
Schmorren 2001-2024 9,9 65 9,9 11,0 11,8 13,7
      145 10,2 11,0 13,1 14,4
      165 10,0 11,0 13,2 14,6
Lippen 1998-2024 9,8 40 11,0 11,8 12,4 13,7
      110 11,3 12,0 14,1 15,4
      150 11,1 12,1 14,2 15,7

* An der BDF II Köllitsch wurde die Berechnung der langjährigen mittleren Jahreslufttemperatur durch Messwerte der nahe gelegenen Agrarmeteorologischen Station Köllitsch ergänzt, um einen längeren Zeitraum (1995–2024) zugrunde legen zu können.

Jahresmittelwerte 2023

An den BDF II Hilbersdorf, Schmorren und Lippen lagen die Bodentemperaturen im Jahr 2023 jeweils in allen Bodentiefen über dem langjährigen Mittel (Tab. 1). Lediglich an der BDF II Köllitsch wurden 2023 im Vergleich zum Jahresmittel leicht geringere Bodentemperaturen beobachtet. Diese Station wurde erst im Jahr 2016 eingerichtet. Daher kann der Mittelwert seit Messbeginn hier nicht als langjähriges Mittel herangezogen werden. Die Messwerte der nahegelegenen Agrarmeteorologischen Station (AMS) Köllitsch weisen für diesen Standort auf deutlich erhöhte Bodentemperaturen im Jahr 2023 im Vergleich zum langjährigen Mittel hin (vgl. Abb. 2).

Trend der Boden- und Lufttemperaturen

Die Abbildungen 2 und 3 zeigen den langjährigen Verlauf der Boden- und Lufttemperaturen der BDF-II-Stationen. Aufgrund der kurzen Messreihe der BDF II Köllitsch wurden Messwerte der AMS Köllitsch vergleichend mit dargestellt. Sowohl für die Lufttemperaturen als auch die Bodentemperaturen zeigen alle Messreihen einen ansteigenden Trend der Werte innerhalb der letzten 25 bis 30 Jahre. Dieser Anstieg verläuft am stärksten an den BDF II Schmorren und Köllitsch in Mittel- sowie Nordsachsen.

Abb. 2: Entwicklung der Bodentemperaturen an den BDF-II-Stationen und der Agrarmeteorologischen Station (AMS) Köllitsch (Messtiefe: 40 cm in Hilbersdorf, Köllitsch und Lippen, 65 cm in Schmorren, 20 cm an der AMS Köllitsch). Gestrichelte Linien zeigen den linearen Trend für den Messzeitraum.  
Abb. 3: Entwicklung der Lufttemperaturen an den BDF-II-Stationen und an der Agrarmeteorologischen Station (AMS) Köllitsch. Gestrichelte Linien zeigen den linearen Trend für den Messzeitraum. 

An der BDF II Hilbersdorf sind die gemessenen Jahresmittelwerte der Lufttemperatur seit Messbeginn (1996) signifikant angestiegen. Dem folgen die Bodentemperaturen mit ebenfalls ansteigendem Trend der Jahresmittelwerte in 40 und 80 cm Bodentiefe. Allerdings ist der Anstieg der Bodentemperaturen weniger stark ausgeprägt und nach derzeitiger Datenlage nicht statistisch signifikant (siehe »Hinweise zur Berechnung«). Bei Berücksichtigung einer längeren Datenreihe der nächstgelegenen DWD-Station Chemnitz zeigt sich, dass der 30-jährige Mittelwert der Bodentemperatur von 8,6 °C im Zeitraum 1961–1990 auf 9,8 °C im Zeitraum 1991–2020 gestiegen ist (Abb. 4). Dabei ist deutlich zu erkennen, dass die Temperaturen innerhalb der letzten ca. 10 bis 15 Jahre an beiden Stationen (BDF II Hilbersdorf und DWD Chemnitz) einen steileren Anstieg im Vergleich zu den Jahrzehnten davor aufwiesen.

Abb. 4: Verlauf der Lufttemperaturen (LT) und Bodentemperaturen (BT) als Jahresmittelwerte in °C an der BDF II Hilbersdorf (Hi, in 40 cm Bodentiefe) und der DWD-Station Chemnitz (853, in 50 cm Bodentiefe). Die gepunkteten Linien zeigen das jeweilige Temperaturmittel für den Zeitraum 1961–1990, die gestrichelten Linien für den Zeitraum 1991–2020 (1997–2023 bei Hi). 

Das letzte Jahr (2023) zeigte zusammen mit dem Jahr 2014 die höchste bisher gemessene Jahresmitteltemperatur an der BDF II Hilbersdorf mit 10,2 °C in 40 cm Bodentiefe. Überdurchschnittliche Boden- und Lufttemperaturen wurden insbesondere Ende Sommer und im Herbst 2023 gemessen (Tab. 2). Im Winter 2023/24 und folgendem Frühjahr 2024 waren ebenfalls erhöhte Bodentemperaturen zu verzeichnen, die deutlich über dem Mittelwert seit 1996 lagen. Die Sommertemperaturen im Boden lagen für 2024 im Bereich der Mittelwerte des Messzeitraums.

Tab. 2: Boden- und Lufttemperaturen (in °C) der BDF II Hilbersdorf als langjährige Mittelwerte und für einzelne Jahreszeiten im Messzeitraum (1996–2024) sowie für das Jahr 2023 und soweit vollständig vorhanden für 2024 (in Klammern).
BDF II Hilbersdorf Mittel Messzeitraum 1996-2024 Messzeitraum Jahr 2023 (2024)
  Boden Boden Luft Boden Boden Luft
  40 cm 80 cm 2 m 40 cm 80 cm 2 m
Jahresmittel 9,3 9,5 8,9 10,2 (-) 9,9 (-) 10,1 (-)
Jahreszeitenmittel            
Winter (Dez.-Feb.) 2,1 3,5 0,7 2,9 (3,8) 3,5 (4,6) 2,0 (3,3)
Frühling (März-Mai) 7,5 7,0 8,3 7,5 (9,3) 6,7 (8,4) 8,0 (10,6)
Sommer (Juni-Aug.) 16,8 16,7 17,3 17,5 (17,1) 15,6 (15,4) 18,4 (19,1)
Herbst (Sep.-Nov.) 10,5 11,5 9,1 12,4 (-) 12,8 (-) 11,4 (-)
Tag der Überschreitung von 5°C im Frühjahr * 22. März 18. März (15. Februar)
Tag der Unterschreitung von 5°C im Herbst * 9. November 21. November (-)

* Für die Über-/Unterschreitung von 5 °C wird der Tag im Jahr angegeben, ab dem diese Bodentemperaturen in 5 cm Tiefe an mindestens 5 aufeinanderfolgenden Tagen über- bzw. unterschritten wird. Da an der BDF II keine Messdaten in 5 cm Bodentiefe vorliegen, werden die Daten der nächstgelegenen meteorologischen Station Chemnitz (DWD 853) zugrunde gelegt.

Die für das Pflanzenwachstum auf landwirtschaftlichen Flächen bedeutende Mindesttemperatur von 5 °C wurde in der Region (DWD-Station Chemnitz) im Frühjahr 2023 am 18. März erreicht und lag damit nahe dem Durchschnitt der letzten 30 Jahre. Die Vegetationsperiode (Link zu »Hinweise zur Berechnung«) dauerte im letzten Jahr 248 Tage an. Dieser Wert liegt 13 Tage über dem Mittelwert von 1991–2020 und 24 Tage über dem langjährigen Mittelwert von 1961–1990 (Abb. 5). Im aktuellen Jahr 2024 begann die Vegetationsperiode bereits am 5. Februar und damit 5 Wochen früher als im Mittel der letzten 30 Jahre (Tab. 2).

Abb. 5: Anzahl der Tage pro Jahr mit Bodentemperaturen > 5 °C in 5 cm Bodentiefe (Vegetationsperiode) an der DWD-Station Chemnitz (853). Die gepunktete Linie zeigt den Mittelwert für den Zeitraum 1961-1990, die gestrichelte Linie für den Zeitraum 1991–2020. 

An der BDF II Köllitsch ist aufgrund der kurzen Datenreihe noch keine Auswertung des Langzeittrends der Bodentemperaturen möglich. An der nahe gelegenen Agrarmeteorologischen Station Köllitsch (AMS KLL) ist jedoch ein signifikanter Anstieg sowohl der Lufttemperatur als auch der Bodentemperaturen in 5 und 20 cm Bodentiefe sei Messbeginn (1995) nachweisbar.

Abb. 6: Verlauf der Lufttemperaturen (LT) und Bodentemperaturen (BT) als Jahresmittelwerte in °C an der BDF II Köllitsch (Kö, in 40 cm Bodentiefe) und der Agrarmeteorologischen Station Köllitsch (KLL, in 20 cm Bodentiefe). Die gestrichelten Linien zeigen das Temperaturmittel für den Zeitraum 1995–2023 an der AMS KLL und 2017–2023 an der BDF II Köllitsch. 

Im gesamten bisherigen Messzeitraum der BDF II Köllitsch (2016–2024) wurden im Vergleich zu den vorhergehenden ca. 20 Jahren an der AMS Köllitsch erhöhte Luft- und Bodentemperaturen beobachtet (Abb. 6). Im Jahr 2023 waren die Bodentemperaturen insbesondere im Herbst überdurchschnittlich hoch sowie im darauffolgenden Winter 2023/24 und Frühjahr 2024 (Tab. 3). Im Sommer 2024 lagen die Temperaturen im Oberboden im Bereich der langjährigen Mittelwerte des Standortes. Die erhöhte Lufttemperatur (1,2 °C über dem langjährigen Mittel) hatte in diesem Sommer keine überdurchschnittlichen Temperaturen im Oberboden zur Folge, weil der Boden vor allem in den warmen Monaten Juli und August bereits durch den dichten Bewuchs mit Mais beschattet wurde.

Tab. 3: Boden- und Lufttemperaturen (in °C) der BDF II Köllitsch als Mittelwerte und für einzelne Jahreszeiten im Messzeitraum (2016–2024, Lufttemperatur 1995–2024 AMS KLL) sowie für das Jahr 2023 und soweit vollständig vorhanden für 2024 (in Klammern)
BDF II Köllitsch Mittel Messzeitraum 2016-2024 Messzeitraum Jahr 2023 (2024)
  Boden Boden Boden Boden Luft Boden Boden Boden Boden Luft
  40 cm 55 cm 100 cm 140 cm 2 m 40 cm 55 cm 100 cm 140 cm 2 m
Jahresmittel 11,4 11,4 11,5 11,5 10,2 11,3 (-) 11,2 (-) 11,4 (-) 11,4 (-) 11,6 (-)
Jahreszeitenmittel                    
Winter (Dez.-Feb.) 3,9 4,5 5,8 6,5 1,8 4,4 (4,5) 5,0 (5,1) 6,2 (6,2) 6,9 (6,9) 3,2 (4,5)
Frühling (März-Mai) 9,5 9,1 8,7 8,4 9,6 7,9 (12,5) 7,7 (11,8) 7,8 (11,0) 7,8 (10,5) 9,6 (12,2)
Sommer (Juni-Aug.) 19,7 18,8 17,5 16,7 19,1 18,5 (19,3) 17,5 (18,7) 16,1 (17,9) 15,2 (17,2) 20,2 (20,3)
Herbst (Sep.-Nov.) 12,9 13,5 14,4 14,7 10,3 13,9 (-) 14,3 (-) 15,2 (-) 15,4 (-) 12,8 (-)
Tag der Überschreitung von 5°C im Frühjahr * 7. März 17. März (3. Februar)
Tag der Unterschreitung von 5°C im Herbst * 23. November 25. November (-)

* Für die Über-/Unterschreitung von 5 °C wird der Tag im Jahr angegeben, ab dem diese Bodentemperaturen in 5 cm Tiefe an mindestens 5 aufeinanderfolgenden Tagen über-/Unterschritten wird. Da an den BDF II keine Messdaten in 5 cm Bodentiefe vorliegen, werden die Daten der nächstgelegenen Agrarmeteorologischen Station Köllitsch (KLL) zugrunde gelegt.

Die Wachstumsperiode mit Bodentemperaturen > 5 °C war an der AMS Köllitsch im letzten Jahr (2023) 281 Tage lang und damit 22 Tage länger als der Mittelwert seit 1995 (Abb. 7). Im aktuellen Jahr 2024 wurde die 5 °C-Marke bereits am 3. Februar überschritten, was etwa 4 Wochen vor dem mittleren Termin Anfang März lag. Der Verlauf der Vegetationsperiode in Abbildung 7 zeigt starke jährliche Schwankungen um den Mittelwert, da sowohl der Beginn im Frühjahr (Überschreitung 5 °C) als auch deren Ende im Herbst (Unterschreitung 5 °C) in Einzeljahren stark variieren kann (siehe »Hinweise zur Berechnung«). Für den klimatischen Zeitraum 1961-1990 liegen in der näheren Umgebung der Station Köllitsch keine Daten vor. Die Messwerte der weiter westlich gelegenen DWD-Station Leipzig/Halle zeigen für Nordsachsen eine Verlängerung der Vegetationsperiode um etwa 13 Tage für den 30-Jahreszeitraum 1991–2020 im Vergleich zur vorhergehenden Referenzperiode 1961–1990.

Abb. 7: Anzahl der Tage pro Jahr mit Bodentemperaturen > 5 °C in 5 cm Bodentiefe (Vegetationsperiode) an der Agrarmeteorologischen Station Köllitsch (KLL). Die gestrichelte Linie zeigt den Mittelwert für den Zeitraum 1995–2023. 

Der Lössboden der BDF II Schmorren zeigte in den letzten 20 Jahren ansteigende Bodentemperaturen im kompletten Bodenprofil bis 165 cm Tiefe. In 65 cm und 145 cm Bodentiefe war dieser Anstieg statistisch signifikant (siehe »Hinweise zur Berechnung«). Auch in den längeren Messreihen der nahen gelegenen Stationen anderer Messnetze (Agrarmeteorologischen Station AMS Salbitz, DWD-Station 3811 Oschatz) zeigten sich starke Anstiege der Bodentemperaturen, insbesondere innerhalb der letzten 20 bis 25 Jahre (Abb. 8).

Abb. 8: Verlauf der Lufttemperaturen (LT) und Bodentemperaturen (BT) als Jahresmittelwerte in °C an der BDF II Schmorren (Sc, in 65 cm Bodentiefe) und der DWD-Station Oschatz (3811, in 50 cm Bodentiefe). Die gepunkteten Linien zeigen das jeweilige Temperaturmittel für den Zeitraum 1978–1990, die gestrichelten Linien für den Zeitraum 1991–2020 (2001–2023 bei Sc). 

Die Jahresmittelwerte der Luft- und Bodentemperaturen lagen im Jahr 2023 etwa 1 °C über dem Mittelwert der gesamten Messperiode (Tab. 4). Im letzten Jahr fielen vor allem der Winter 2022/23 und der Herbst vergleichsweise warm aus. Der folgende Winter 2023/24 und insbesondere das Frühjahr 2024 waren ebenfalls wärmer als die langjährigen Mittelwerte am Standort.

Tab. 4: Boden- und Lufttemperaturen (in °C) der BDF II Schmorren als langjährige Mittelwerte und für einzelne Jahreszeiten im Messzeitraum (2001–2024, Lufttemperatur 1995–2024) sowie für das Jahr 2023 und soweit vollständig vorhanden für 2024 (in Klammern).
BDF II Schmorren Mittel Messzeitraum 2001-2024 Messzeitraum Jahr 2023 (2024)
  Boden Boden Boden Luft Boden Boden Boden Luft
  65 cm 145 cm 165 cm 2 m 45 cm 145 cm 165 cm 2m
Jahresmittel 9,9 10,2 10,0 9,9 11,0 (-) 11,0 (-) 11,0 (-) 11,4 (-)
Jhareszeitenmittel                
Winter (Dez-Feb) 3,8 5,8 6,7 1,6 5,9 (5,9) 7,0 (7,0) 8,1 (8,1) 3,2 (4,4)
Frühling (März-Mai) 7,4 6,9 6,7 9,3 7,5 (9,2) 7,3 (8,7) 7,4 (8,6) 9,3 (11,7)
Sommer (Juni- Aug.) 16,5 14,9 13,6 18,7 16,4 (17,5) 15,0 (16,1) 13,8 (14,8) 19,7 (20,3)
Herbst (Sep.-Nov.) 11,8 13,1 13,2 10,1 14,1 (-) 14,6 (-) 14,6 (-) 12,5 (-)
Tag der Überschreitung von 5° C im Frühjahr * 13. März 18. Februar (9. Februar)
Tag der Unterschreitung von 5° C im Herbst * 28. November 25. November (-)

* Für die Über-/Unterschreitung von 5 °C wird der Tag im Jahr angegeben, ab dem diese Bodentemperaturen in 5 cm Tiefe an mindestens 5 aufeinanderfolgenden Tagen über-/Unterschritten wird. Da an den BDF II keine Messdaten in 5 cm Bodentiefe vorliegen, werden die Daten der nächstgelegenen Agrarmeteorologischen Station Salbitz (SAL) zugrunde gelegt.

Im letzten und aktuellen Jahr startete die Vegetationsperiode mit Bodentemperaturen > 5 °C an der Agrarmeteorologischen Station Salbitz drei bis vier Wochen früher als im langjährigen Mittel. Der Gesamtzeitraum mit Bodentemperaturen > 5 °C lag 2023 bei 280 Tagen und damit 22 Tage über dem Mittel des Messzeitraumes (Abb. 9). An der nahe gelegenen DWD-Station Oschatz hielt die Vegetationsperiode im Zeitraum 1978–1990 im Mittel 230 Tage an und verlängerte sich im Zeitraum 1991-2020 auf 252 Tage. In der letzten Dekade (2014-2023) lag der Mittelwert bei 257 Tagen (DWD Oschatz) bzw. 258 Tagen (AMS SAL).

Abb. 9: Anzahl der Tage pro Jahr mit Bodentemperaturen > 5 °C in 5 cm Bodentiefe (Vegetationsperiode) an der DWD-Station Oschatz (3811) und der Agrarmeteorologischen Station Salbitz (SAL). Die gepunktete Linie zeigt den Mittelwert für den Zeitraum 1978–1990, die gestrichelte Linie zeigt den Mittelwert für den Zeitraum 1991–2020 in Oschatz und für 1995–2023 in Salbitz. 

An der BDF II Lippen war der Anstieg der Bodentemperatur im Oberboden (40 cm) nicht statistisch nachweisbar. In den unteren Bodenschichten und in den Messwerten der Lufttemperatur waren jedoch signifikant steigende Temperaturen zu beobachten (siehe »Hinweise zur Berechnung«). Auffällig ist, dass die Unterschiede zwischen den Luft- und den Bodentemperaturen an diesem Standort größer sind als an den anderen BDF II. Der Sandboden weist hier generell 1 bis 2 °C höhere Jahresmitteltemperaturen auf als in der Luft gemessen wurden (Abb. 10).

Abb. 10: Verlauf der Lufttemperaturen (LT) und Bodentemperaturen (BT) als Jahresmittelwerte in °C an der BDF II Lippen (Li, in 40 cm Bodentiefe) und der DWD-Station Bad Muskau (3426, 1970–1995 keine Messwerte verfügbar) in 20 und 50 cm Bodentiefe. Die gepunkteten Linien zeigen das Temperaturmittel für den Zeitraum 1961–1970, die gestrichelten Linien für den Zeitraum 1995–2023.  

Im Jahr 2023 lagen die mittleren Boden- und Lufttemperaturen etwa 1 °C über den Mittelwerten des Messzeitraums seit 1998 (Tab. 5). Während der Winter 2022/23 noch überdurchschnittlich warm ausfiel, lagen die Bodentemperaturen im Frühling und Sommer unter bzw. im Durchschnitt der Langzeitmessreihe. Die Temperaturen im Herbst 2023 waren im Boden mit 1,5 bis 2,0 °C über dem Mittel bis in tiefe Bodenschichten deutlich erhöht. Ebenso wurden im Winter 2023/24 sowie im Frühjahr und Sommer 2024 überdurchschnittlich hohe Boden- und Lufttemperaturen gemessen.

Tab. 5: Boden- und Lufttemperaturen (in °C) der BDF II Lippen als langjährige Mittelwerte und für einzelne Jahreszeiten im Messzeitraum (1998–2024) sowie für das Jahr 2023 und soweit vollständig vorhanden für 2024 (in Klammern).
BDF II Lippen Mittel Messzeitraum 1998-2024 Messzeitraum Jahr 2023 (2024)
  Boden Boden Boden Luft Boden Boden Boden Luft
  40 cm 110 cm 150 cm 2 m 40 cm 110 cm 150 cm 2 m
Jahresmittel 11,0 11,3 11,1 9,8 11,8 (-) 12,0 (-) 12,1 (-) 10,9 (-)
Jahreszeitenmittel                
Winter (Dez.-Feb.) 3,5 6,4 6,8 1,3 4,8 (5,2) 7,4 (7,6) 8,1 (8,2) 2,6 (3,7)
Frühling (März-Mai) 9,2 8,3 8,0 9,3 8,8 (10,8) 8,4 (10,0) 8,5 (10,0) 8,8 (11,7)
Sommer (Juni-Aug.) 18,9 16,4 15,6 18,7 18,9 (19,8) 16,3 (17,3) 15,8 (16,8) 19,6 (20,1)
Herbst (Sep.-Nov.) 12,4 14,1 14,2 9,7 14,3 (-) 15,6 (-) 15,8 (-) 11,8 (-)
Tag der Überschreitung von 5° C im Frühjahr* 20. März 17. März (15. Februar)
Tag der Unterschreitung von 5° C im Herbst * 14. November 22. November (-)

* Für die Über-/Unterschreitung von 5 °C wird der Tag im Jahr angegeben, ab dem diese Bodentemperaturen in 5 cm Tiefe an mindestens 5 aufeinanderfolgenden Tagen über-/Unterschritten wird. Da an den BDF II keine Messdaten in 5 cm Bodentiefe vorliegen, werden die Daten der nächstgelegenen meteorologischen Station Bad Muskau (DWD 3426) zugrunde gelegt.

Die Vegetationsperiode mit Bodentemperaturen größer 5 °C lag im Jahr 2023 mit 250 Tagen an der DWD-Station Bad Muskau 11 Tage über dem langjährigen Mittelwert (Abb. 11). Das ist auf das spätere Absinken der Temperaturen im Herbst 2023 zurückzuführen (Tab. 5). Bereits Mitte Februar und damit etwa vier Wochen früher im Vergleich zum mittleren Termin im Messzeitraum wurden im aktuellen Jahr 2024 Tagesmitteltemperaturen über 5 °C beobachtet.

Abb. 11: Anzahl der Tage pro Jahr mit Bodentemperaturen > 5 °C in 5 cm Bodentiefe (Vegetationsperiode) an der DWD-Station Bad Muskau (3426) und der Agrarmeteorologischen Station Reichwalde (REW). Die gestrichelte Linie zeigt den Mittelwert für den Zeitraum 1995–2023 in Bad Muskau und 2009–2023 in Reichwalde. 

Die Bodentemperaturen in Sachsen zeigen für den Großteil der betrachteten Stationen (> 70 %) einen statistisch signifikanten Anstieg der Werte im jeweiligen Messzeitraum (Abb. 12). Es wurden insgesamt 32 Standorte aus den Messnetzen Boden-Dauerbeobachtung (BDF II), Agrarmeteorologie (AMS) sowie Deutscher Wetterdienst (DWD) mit Bodentemperatur-Messreihen von jeweils mehr als 20 Jahren betrachtet. Da die einzelnen Messnetze die Bodentemperatur in verschiedenen Tiefen und für unterschiedlich lange Messzeiträume erfassten, variiert die Anzahl der einbezogenen Stationen je Tiefenstufe von 2 (in 140 bis 150 cm Tiefe) bis 29 (in 5 und 20 cm Tiefe). Zusätzlich wurde der Trend der Lufttemperatur in 2 m Höhe an allen 32 Messstationen in Sachsen ausgewertet.

Abb. 12: Anzahl der betrachteten Stationen je Tiefenstufe insgesamt (weißer Balken) und Anzahl der Stationen mit signifikant zunehmendem Trend der Temperaturen im Messzeitraum (grau). 

Die für die Wachstumsphase landwirtschaftlicher Nutzpflanzen bedeutende Mindesttemperatur von 5 °C im Oberboden wurde im Mittel der letzten 10 Jahre (2015–2024) an 25 von 30 untersuchten Stationen zu einem früheren Zeitpunkt erreicht im Vergleich zum Referenzzeitraum (Messbeginn an der jeweiligen Station bis 2014). An einzelnen Standorten begann die Vegetationsperiode in der letzten Dekade bis zu 11 Tage früher als im langjährigen Mittel (Abb. 13).

Abb. 13: Veränderung des Tages der Überschreitung von 5 °C in 5 cm Bodentiefe im Frühjahr als Differenz zwischen dem Mittel der letzten zehn Jahre (2015–2024) und dem vorangegangenem Messzeitraum (Messbeginn–2014). Balken kleiner 0 zeigen eine frühere, Balken größer 0 eine spätere Überschreitung von 5 °C im Boden an. Signifikante Unterschiede zwischen den beiden Zeiträumen mit p < 0,05 bzw. p < 0,1 wurden mit * bzw. (*) gekennzeichnet. 

Sehr deutlich zeigte sich die Verlängerung der Vegetationsperiode durch eine spätere Unterschreitung der Bodentemperatur von 5 °C im Herbst (Abb. 14). Mit Ausnahme eines Standortes wurden an allen Stationen spätere Überschreitungstermine im Mittel der letzten 10 Jahre (2014–2023) festgestellt; durchschnittlich setzten die kalten Bodentemperaturen 5 Tage später ein als im Messzeitraum davor (Messbeginn an der jeweiligen Station bis 2013).

Abb. 14: Veränderung des Tages der Unterschreitung von 5 °C in 5 cm Bodentiefe im Herbst als Differenz zwischen dem Mittel der letzten zehn Jahre (2014–2023) und dem vorangegangenem Messzeitraum (Messbeginn–2013). Balken kleiner 0 zeigen eine frühere, Balken größer 0 eine spätere Unterschreitung von 5 °C an. Signifikante Unterschiede zwischen den beiden Zeiträumen mit p < 0,05 bzw. p < 0,1 wurden mit * bzw. (*) gekennzeichnet. 

Trendanalyse Luft- und Bodentemperaturen

Für die Boden-Dauerbeobachtungsflächen BDF II wurden die jeweils vorhandenen Messzeiträume genutzt (Hilbersdorf: 1996–2023, Schmorren: 2001–2023, Lippen: 1998–2023). Die BDF II Köllitsch wurde aufgrund der kurzen Messreihe nicht in die Trendanalyse einbezogen. Weitere Stationen anderer Messnetze in Sachsen (Stationen des Deutschen Wetterdienstes - DWD, Agrarmeteorologische Stationen - AMS) wurden berücksichtigt, wenn der Messzeitraum mindestens 20 Jahre umfasste.

Für die Trendanalyse wurden nur Jahre mit vollständigen Messreihen von Tagesmittelwerten der Temperatur berücksichtigt. Kleinere Datenlücken (< 10 Tage) wurden zuvor linear interpoliert. Die Prüfung der Trendsignifikanz erfolgte mittels Mann-Kendall-Test mit dem Signifikanzniveau p < 0,05.

Berechnung der Vegetationsperiode

Der Beginn der Vegetationsperiode wurde mit anhaltender Überschreitung (mindestens 5 Tage) von 5 °C Bodentemperatur (Tagesmittel) in 5 cm Bodentiefe festgelegt. Unter diesen Bedingungen setzt die Entwicklung der meisten landwirtschaftlichen Nutzpflanzenarten im Frühjahr ein (UBA 2023). Des Weiteren erhöht sich mit zunehmender Bodentemperatur die mikrobielle Aktivität und damit die Nährstoffmobilisierung im Boden. Im Herbst verlangsamt die Unterschreitung von 5 °C diese Prozesse und beendet damit die Wachstumsphase für die meisten Kulturpflanzen. Eine anhaltende Unterschreitung von 5 °C in 5 cm Tiefe wurde daher als Ende der Vegetationsperiode abgegrenzt. Die hier definierte Vegetationsperiode ergibt sich somit aus der Anzahl der Tage im Jahr mit anhaltender Überschreitung von 5 °C im Oberboden.

Für die Berechnungen wurden Standorte mit vorhandenen Messreihen von Bodentemperaturen in 5 cm Bodentiefe aus den Messnetzen des DWD und der AMS herangezogen (Messzeitraum > 20 Jahre). An den BDF II werden keine Bodentemperaturen in dieser Tiefe erhoben.

Zur Abschätzung der Veränderungen von Beginn, Ende und Dauer der Vegetationsperiode wurde an den betrachteten Standorten jeweils der Mittelwert der letzten Dekade mit dem langjährigen Mittelwert des vorangegangenen Messzeitraums verglichen. Als statistischer Test zum Mittelwertvergleich kam der Wilcoxon-Test zur Anwendung. Soweit entsprechend langfristige Datenreihen zur Verfügung standen wurden außerdem die klimatischen Referenzzeiträume 1961–1990 und 1991–2020 berechnet um die Entwicklung der Dauer der Vegetationsperiode detaillierter zu betrachten.

Kontakt

Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie

Referat 42: Boden, Altlasten

Dr. Dorit Julich

Telefon: 03731 294-2806

E-Mail: Dorit.Julich@smekul.sachsen.de

Webseite: http://www.lfulg.sachsen.de

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