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Beurteilung der Bodenstruktur

Die Bodenstruktur ist ständigen Veränderungen unterworfen. Zum einen wirken natürliche Prozesse wie Quellung und Schrumpfung auf den Boden ein. Zum anderen bewirkt auch die Bewirtschaftung Veränderungen in der Bodenstruktur. Für eine ackerbauliche Bodenbearbeitung sollte eine solche Bodenstruktur erreicht werden, dass optimale Bedingungen für einen Anbau von Ackerkulturen geschaffen werden. Darüber hinaus trägt eine optimale Bodenstruktur auch zu einem effizienten Schutz vor Bodenschadverdichtungen sowie vor Wasser- und Winderosion bei.

Was aber eigentlich unter einer optimalen Bodenstruktur zu verstehen ist, ist eher eine Frage der Erfahrungen und des Gefühls des einzelnen Landwirts als eindeutiger Messgrößen. Tatsächlich lässt sich die Bodenstruktur und deren Veränderungen im Zeitverlauf schneller und besser durch ein »Beobachten« und »Fühlen« des Bodens erfassen als durch konkrete Messungen. Dieses Kapitel soll hierfür ein Ratgeber sein.

Oberfläche

Trotz einer optimalen Struktur des eigentlichen Bodenkörpers können die Infiltration während Niederschlägen, der Gasaustausch zwischen Boden und Atmosphäre und das Pflanzenwachstum gehemmt sein. Denn diese Prozesse hängen auch von der Beschaffenheit der Oberfläche ab. Nur eine poröse, nicht verschlämmte Oberfläche sichert diese Prozesse. Weiteres Kennzeichen eines günstigen Zustandes der Bodenoberfläche ist eine ausreichend hohe Bedeckung der Oberfläche mit Mulchmaterial. Niederschlagstropfen, die zunächst auf solches Mulchmaterial fallen, können keine Bodenaggregate mehr zerstören und so nicht mehr zu einer Verschlämmung beitragen. Auch an der Oberfläche sich befindende offene Regenwurmgänge sind als günstig zu beurteilen, da sie Überschusswasser von der Oberfläche schnell in tiefere Schichten abführen können.

Sie sind außerdem Kennzeichen eines biologisch aktiven Bodens. Ein biologisch aktiver Boden führt durch Zersetzung von Ernterückständen und den »Lebendverbau« mit mineralischen Bodenteilchen auch zu stabileren Bodenaggregaten, die nur noch schwer zerstört werden können. Deshalb ist insbesondere das Vorhandensein von Regenwurmlosung und Bodenkrümeln ein Indiz für einen optimalen Zustand der Bodenoberfläche. Außerdem bremst eine möglichst raue Oberfläche die Geschwindigkeit von Wind und Oberflächenabfluss ab und schützt so die aufgelaufene Saat.

Bild links: verschlämmte Oberfläche (ungünstig) Bild rechts:: trotz verschlämmter Oberfläche offene Regenwurmgänge unter Ernterückständen (günstig)

Bild links: verschlämmte Oberfläche (ungünstig) Bild rechts: trotz verschlämmter Oberfläche offene Regenwurmgänge unter Ernterückständen (günstig)

Oberboden

Tritt im Boden ein Krümelgefüge auf, ist dies als besonders günstig einzustufen. Krümel sind häufig Kennzeichen einer hohen biologischen Aktivität und intensiver Durchwurzelung. Der Aufbau dieser Gefügeform im Oberboden wird zudem durch eine ausgewogene Fruchtfolge, eine gute Kalk- und Humusversorgung sowie durch eine geringere Intensität der Bodenbearbeitung gefördert. Krümel weisen einen Durchmesser von 1 bis 10 Millimeter auf, sind meist rundlich und unregelmäßig begrenzt und besitzen eine hohe Porosität. Das Bröckelgefüge entsteht bei der Bearbeitung von Böden mittleren Tongehalts und optimaler Bodenfeuchte. Bröckel stellen damit die günstigste direkt durch Bodenbearbeitung zu erzielende Gefügeform dar, wenn diese locker und porös sind. Bröckel sind unregelmäßig begrenzte Aggregate mit einem Durchmesser kleiner als 50 Millimeter.

In Oberböden von Ackerflächen ist daher ein Mischgefüge aus Krümeln und locker-porösen Bröckeln als günstig einzustufen. Die günstige Struktur von Oberböden ist auch daran zu erkennen, dass die Ernterückstände aus dem Vorjahr weitgehend abgebaut sind, der Boden gleichmäßig und dicht mit feinen Wurzeln durchsetzt ist, eine gleichmäßige braune Farbe hat und erdig riecht. Ungünstig dagegen sind scharfkantige, wenig poröse Aggregate und Klumpen mit verschmierten Oberflächen, eine ungleichmäßige und gestörte Feindurchwurzelung, unverrottete und ungleichmäßig verteilte Ernterückstände sowie graublaue Verfärbungen und ein fauliger Geruch. Diese Eigenschaften deuten auf eine mangelnde Durchlüftung des Bodens hin.

Bild links: Plattengefefüge im Oberboden (ungünstig); Bild rechts: Mischgefüge aus Krümeln und Bröckeln (günstig)

Bild links: Plattengefefüge im Oberboden (ungünstig); Bild rechts: Mischgefüge aus Krümeln und Bröckeln (günstig)

Unterboden

Insbesondere bei der Einschätzung des Unterbodens muss beachtet werden, dass die Aggregierung auch vom Substrat abhängt. So ist für natürlich gelagerte Löss-Böden ein Kohärentgefüge typisch. Sandböden besitzen dagegen ein Einzelkorngefüge und andere Böden sind aggregiert. Die Struktur solcher Unterböden ist dann als günstig einzustufen, wenn ihre Gefügeformen locker bzw. nicht verdichtet sind, eine ungestörte Tiefendurchwurzelung ermöglicht wird und der Boden ausreichend mit vertikal verlaufenden Makroporen, welche z. B. von Regenwürmern stammen, durchsetzt ist.

Sichere Kennzeichen einer ungünstigen Struktur sind das Auftreten eines plattigen Gefüges im Bereich der Pflugsohle, eine gestörte Tiefendurchwurzelung bzw. das Fehlen oder das verminderte Vorhandensein von Regenwurmgängen. Weiterhin können körnungsbedingt weitere Aggregatformen, wie Polyeder und prismatische Gefügeformen auf einen ungünstigeren Gefügezustand hinweisen, wenn diese Aggregate relativ groß und verdichtet sind. Ob ein Bodenaggregat verdichtet ist, lässt sich dadurch erkennen, dass es mit den Händen nur schwer zu zerdrücken ist bzw. dass beim Auseinanderbrechen ein erhöhter Kraftaufwand notwendig ist und nur noch Räume zwischen den Aggregaten durchwurzelt sind.

Übersicht – Ungünstige Struktur

Oberfläche

  • zu fein bzw. zu grob Oberflächenverschlämmung bzw. Krustenbildung
  • keine Makroporen (Regenwurmgänge) erkennbar
  • nicht genügende Bodenbedeckung (z. B. durch Mulchmaterial)

 Oberboden

  • Klumpengefüge
  • scharfkantig, wenig poröse Aggregate (z. B. Polyeder oder Prismen)
  • ungleichmäßige und gestörte Feindurchwurzelung
  • unverrottete und ungleichmäßig verteilte Ernterückstände (z. B. Strohmatratzen) mit Verpilzungen
  • graublaue Verfärbungen
  • fauliger Geruch

 Übergangsbereich

  • abrupter Übergang

 Unterboden

  • Plattengefüge erkennbar
  • verdichtetes Kohärent- (typisch für Lössböden), Einzelkorn- (typisch für Sandböden) oder Aggregatgefüge
  • gestörte Tiefendurchwurzelung
  • wenige bzw. keine vertikal verlaufende Makroporen (Regenwurmgänge)

Übersicht – Günstige Struktur

Oberfläche

  • je nach Anforderung rau bis fein
  • Einzelaggregate erkennbar
  • nicht verschlämmte Oberfläche
  • Makroporen (Regenwurmgänge) erkennbar
  • Regenwurmlosung
  • Bedeckung mit Mulchmaterial

 Oberboden

  • Krümelgefüge bzw. Mischgefüge aus Krümeln und locker-porösen Bröckeln
  • gleichmäßig dichte Feindurchwurzelung
  • Ernterückstände weitgehend abgebaut bzw. in Rotte
  • gleichmäßig braune Farbe
  • erdiger Geruch

 Übergangsbereich

  • allmählicher Übergang

 Unterboden

  • kein Plattengefüge erkennbar
  • lockeres (nicht verdichtetes) Kohärent- (typisch für Lössböden), Einzelkorn- (typisch für Sandböden) oder Aggregatgefüge
  • ungestörte Tiefendurchwurzelung
  • zahlreiche vertikal verlaufende Makroporen (Regenwurmgänge)

Kontakt

Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie

Referat 72: Pflanzenbau

Dr. Kerstin Jäkel

Telefon: 035242 631-7200

E-Mail: Kerstin.Jaekel@smekul.sachsen.de

Webseite: http://www.lfulg.sachsen.de

Weiterführende Informationen

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