Boden des Jahres 2024 - Der Waldboden
Der Waldboden im November
»Waldboden«, »Aktion Boden des Jahres« und »Bodenlehrpfade in Sachsen« – Zu diesen Themen haben wir gemeinsam mit dem Staatsbetrieb Sachsenforst im »Soilcast« Rede und Antwort gestanden. Der »SoilCast« ist der wissenschaftliche Podcast, der sich mit aktuellen Fragen zu Boden, Umwelt und Klima beschäftigt. Zur aktuellen Folge 105 »Interview: Das Model und der Bodenlehrpfad« sowie vielen weiteren spannenden Folgen rund um den Boden gelangen Sie über den nachfolgenden Link.
- Soilcast-Folge 105: »Interview: Das Model und der Bodenlehrpfad« Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcastplattformen zu finden.
Was macht den Waldboden zum Waldboden?
Den einen Waldboden gibt es nicht! Stattdessen finden wir viele verschiedene Böden mit unterschiedlichsten Eigenschaften unter unseren Wäldern. Und beides – Wald und Boden – steht in ständiger Wechselwirkung und gegenseitiger Beeinflussung!
Das charakteristischste Merkmal unserer Waldböden ist die auf dem Boden aufliegende Streuauflage. Es sind abgestorbene Blätter, Nadeln und Fruchtkörper sowie abgeworfene Zweige und kleine Äste, welche die oberste Streuschicht bilden. Diese werden durch Bodentiere wie beispielsweise Regenwürmer, Asseln und Springschwänze in mehreren Stufen mechanisch zerkleinert (de facto zerbissen, verdaut und wieder ausgeschieden) und damit die enthaltenen Nährstoffe wieder verfügbar gemacht. Die unterste, auf dem Mineralboden aufliegende Streuschicht hat meist kaffeesatzartige Konsistenz und wird Humus genannt. Ähnlich wie beim klassischen Filterkaffee werden die in dieser Schicht enthaltenen Nährstoffe mit dem Regenwasser in die darunterliegenden Mineralbodenschichten transportiert, die wir als (Boden-) Horizonte bezeichnen. Aus diesem Grund schließt sich in der Tiefe dann ein mehr oder minder dünner oder dicker, schwarz oder zumindest dunkelgrau gefärbter Mineralbodenhorizont an. Aus diesem können die feinen Wurzeln der Bäume, Sträucher und Kräuter im Wald die Nährstoffe wiederaufnehmen und für ihr Wachstum nutzen.
Wenn wir nun weiter in die Tiefe gehen und uns die sich anschließenden Horizonte anschauen, wird es extrem vielfältig: Wir finden extrem flach entwickelte Böden, bei denen nach wenigen Zentimetern bereits das Grundgestein ansteht (im Gebirge). Aber wir finden auch mehrere Meter tiefentwickelte Böden aus Sand, bei denen es für den Laien schwierig ist, das »Grundgestein« zu identifizieren, weil es nicht als fester Sandstein, sondern in Form (loser) Sandschichten abgelagert ist (im Tiefland). Schauen wir uns die Farben der Bodenhorizonte an, dann entdecken wir an einer Stelle fast farblose, weiße Horizonte, andernorts nahezu einheitlich braun gefärbte oder auch intensiv rötlich gefärbte Horizonte. Oftmals wechseln die Farben auf kleinstem Raum. Und genau so verschieden sind häufig auch die Eigenschaften der Böden. Es gibt sehr basenreiche Braunerden (hoher pH-Wert) mit hoher Nährkraft für die Pflanzen und äußerst saure Podsole (niedriger pH-Wert), aus denen die Pflanzen kaum Nährstoffe ziehen können. Ähnlich extreme Unterschiede finden wir in Bezug auf die Fähigkeit der (Wald-) Böden, Regenwasser für die Pflanzen zu speichern. Reine Sandböden können nur sehr, sehr wenig Wasser speichern, Böden mit einer guten Portion Löss dagegen können bis zu zweieinhalb Badewannen voll Wasser pro Quadratmeter (ca. 250 Liter pro Quadratmeter).
Eine vertikale Abfolge von Bodenhorizonten mit bestimmten Eigenschaften lässt sich zur Einteilung und Klassifikation der (Wald-) Böden heranziehen und wird Bodentyp genannt. Häufige Bodentypen unter Wald sind Braunerden, Pseudogleye, Podsole und Lessivés. Deren Eigenschaften und ein Beispielbild wollen wir Ihnen nun vorstellen:
Typische Waldböden
Braunerden
Die Braunerde ist der am häufigsten vorkommende Bodentyp unter Wäldern. Kennzeichnend sind die beiden Prozesse Verbraunung und Verlehmung/Verwitterung. Dabei kommen Eisenverbindungen mit Luft in Kontakt und färben den Boden braun bis rötlichbraun.
Stauwasserböden
Der häufigste Vertreter der Stauwasserböden ist der Pseudogley. Er ist gekennzeichnet durch jahreszeitlich wechselnde Feuchteverhältnisse. Im Frühjahr und Herbst/Winter wird Niederschlagswasser über einem gering durchlässigen Horizont gestaut. Dies führt zu zeitweiligem Luftmangel und »nassen Füßen« für die Bäume. Im Sommer hingegen sind die Horizonte oberhalb des Stauhorizontes oft ausgetrocknet. Die wechselnden Bedingungen führen zur charakteristischen Fleckung dieser Bodenhorizonte. Während Fichten damit nur schlecht zurechtkommen, können Stieleichen auf solchen Standorten gut gedeihen.
Podsole
Podsole sind enorm nährstoffarme und sehr saure Böden (niedrige pH-Werte). Sie entwickeln sich oft unter kühlem, niederschlagsreichen Klima der Mittelgebirge oder auch auf nährstoffarmen Sanden. Aus der Streuauflage werden starke Säuren mit dem Regenwasser in den Oberboden verlagert, bleichen diesen aus (weiße Färbung) und verlagern Nährstoffe, Humus und Eisenverbindungen in tiefere Bodenhorizonte, wo sie sich dann festsetzen.
Lessivés
Lessivés sind durch eine Verlagerung von Ton vom Oberboden in den Unterboden gekennzeichnet. Sie sind nicht allzu oft unter Wald zu finden, denn diese Standorte sind gut für Ackerbau geeignet.
In ihrer Vielfältigkeit erfüllen die Waldböden vielfältigste Funktionen. Waldböden haben eine Produktionsfunktion, sie erzeugen unser Holz als Rohstoff für den Möbelbau, die Papierherstellung oder auch als Brennholz. Gleichzeitig sind sie ein großer Wasserspeicher und vor allem Wasserfilter, denn Niederschlagswasser wird auf dem Weg von der Bodenoberfläche ins Grundwasser gefiltert, sodass es Trinkwasserqualität erreicht. Darüber hinaus dienen die Waldböden unzähligen Pflanzen, (Boden-) Tieren und Mikroorganismen als Lebensraum. Fast ganz nebenbei speichern sie enorme Mengen an Kohlenstoff und wirken damit als Senke für klimaschädliche Treibhausgase. Dabei wird in der Streuauflage und dem Mineralboden noch einmal ungefähr ein Fünftel mehr Kohlenstoff gespeichert, als in der Biomasse der Bäume und Bodenvegetation. Und nicht zuletzt für uns Menschen stellt der Waldboden auch eine Nahrungsquelle dar, denken wir an Maronen, Pfifferlinge oder Steinpilze, die wir gerne sammeln, zubereiten und verspeisen.
- Weitere Informationen zum Waldboden, dem Boden des Jahres 2024 Informationen zum Boden, seinen Eigenschaften und der bundesweiten Verbreitung
- WSL-Merkblatt »Den Waldboden verstehen«
Bundesweite Aktion »Boden des Jahres«
Der 5. Dezember ist der Internationale Tag des Bodens. An diesem Tag gibt das Kuratorium für den Boden des Jahres den »Boden des Jahres« für das Folgejahr bekannt. Schirmherrschaft für diese Aktion übernehmen abwechselnd die Bundesländer. Dem Kuratorium für den Boden des Jahres gehören die Deutsche Bodenkundliche Gesellschaft, der Bundesverband Boden sowie der Ingenieurtechnische Verband für Altlastenmanagement und Flächenrecycling an. Der Boden des Jahres wurde am 5.12.2004 erstmals für 2005 ausgerufen.
Kontakt
Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie
Referat 42: Boden, Altlasten
Dr. Arnd Bräunig
Telefon: 03731 294-2803
E-Mail: Arnd.Braeunig@smekul.sachsen.de
Webseite: http://www.lfulg.sachsen.de